Der Materie verfallen
Wenn er über Musik sprach, leuchteten die Augen. Seine und die seines Gegenübers. Karl-Dietrich Gräwe war der «Materie» gleichsam verfallen, und es gab nur wenige Experten, die das Phänomen Musik mit so großer Emphase und leidenschaftlicher wie sinnfälliger Begeisterung in Worte zu fassen vermochten wie er. 1937 in Bielefeld geboren, promovierte der studierte Musikwissenschaftler an der Münchner Ludwig-Maximilian-Universität über Strauss’ und Hofmannsthals «Ariadne von Naxos». Danach ging er dorthin, wo man «Typen» wie ihn dringend benötigte: ans Theater.
Während seiner Tätigkeit als Dramaturg an der Hamburgischen Staatsoper begegnete Gräwe dem Regisseur Götz Friedrich. Beide verschafften, nachdem Friedrich als Nachfolger von Siegfried Palm Intendant der Deutschen Oper Berlin geworden war und Gräwe als Chefdramaturgen verpflichtet hatte, dem Haus an der Bismarckstraße aufgrund einer ebenso klugen wie mutigen Programmatik in den 1970er- und 80er-Jahren einen glänzenden Ruf, der sich nicht zuletzt ihrem Einsatz für das moderne Musiktheater verdankte. Nach seiner Zeit an der Deutschen Oper blieb Gräwe, der neben seiner Tätigkeit am Theater auch überaus geistreiche Libretti verfasste ...
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Opernwelt Dezember 2019
Rubrik: Magazin, Seite 65
von Jürgen Otten
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