Musikhauptstadt des 19. Jahrhunderts

Mit seinem bei Rowohlt erschienen Buch «Der Klang von Paris» ist Volker Hagedorn eine virtuos temperierte Mixtur aus Kulturgeschichte, Reisebericht und quellengestützer Fiktion gelungen. Ein Werkstattgespräch

Herr Hagedorn, für Ihre Bücher über die Bach-Familie und Paris, die Musikhauptstadt des 19. Jahrhunderts, sind Sie zu vielen Originalschauplätzen gereist. Sehen Sie sich in der Tradition schreibender Flaneure wie Franz Hessel, Siegfried Kracauer oder Walter Benjamin?
Kracauers Offenbach-Buch oder Benjamins «Passagen-Werk» sind sicher Voraussetzungen meiner Arbeit. Wobei Benjamin die Perspektive des Flaneurs, der alles in den Blick nimmt, seinerseits bei Baudelaire entdeckt.

Der Flaneur ist ja in der luxuriösen Position, sich treiben zu lassen, Eindrücke zu sammeln, wie sie kommen, um sie vielleicht später zu bündeln und literarisch zu verarbeiten. Diesen Luxus hatte ich nicht, wenn ich in Paris unterwegs war. Ich wusste, wonach ich suchte, war aber natürlich offen für alles, was sich dabei ergab.

Sie verknüpfen auf ungewohnte Weise Kulturgeschichte, Reisebericht und fiktive Erzählung. Ging es Ihnen auch darum, ein neues Genre zwischen Wissenschaft und Literatur zu begründen?
Ich freue mich sehr, wenn das so wahrgenommen wird. Allerdings war das kein Vorsatz, als ich anfing, das Bach-Buch zu schreiben. Der Ausgangspunkt war mein persönliches Interesse als Musiker an der ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Jahrbuch 2019
Rubrik: Buch des Jahres, Seite 82
von Albrecht Thiemann

Weitere Beiträge
Wunderbar wandelbar

Das Votum ist überwältigend und in der Geschichte der «Opernwelt»-Umfrage ein absolutes Novum: Fast die Hälfte aller befragten 50 Kritikerinnen und Kritiker gab ihre Stimme in der Rubrik «Sängerin des Jahres» Asmik Grigorian. Gekürt wurde die litauische Sopranistin insbesondere für ihre fesselnde Darbietung als Salome in Strauss’ gleichnamigem Musikdrama bei den...

Imperiale Gesten

Vor 150 Jahren, am 25. Mai 1869, war es so weit: Mit einer Festvorstellung von Mozarts «Don Juan» nahm in Wien das k. k. Hof-Operntheater, die heutige Staatsoper, den Betrieb auf. Der pompös-pathetische Historismus des Gebäudes passte perfekt zur Macht-Attitüde einer Monarchie, die ihren imperialen Anspruch in Stein meißelte. Auch das Palais Garnier, 1875...

Danke, für alles!

La joie de vivre

Dieser nie versiegende Enthusiasmus! Diese unerschöpfliche Lust, Brücken zu schlagen, zwischen Künstlern, zwischen Musik, Theater, Literatur, Film und den bildenden Künsten. Zwischen Kulturen, Sprachen, Kontinenten. Diese Freude, wenn sie Französisch sprechen konnte, und ihr Französisch war ausgezeichnet! Diese faszinierenden, leidenschaftlichen...