Liebe zum Detail

Für „Das 13. Jahr“ hat das Kollektiv SIGNA in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg ein Dorf mit zehn Hütten in eine ehemalige Fabrikhalle gebaut. Das Publikum lebte dort für fünfeinhalb Stunden, entsprechend realistisch musste die Einrichtung sein. Unter anderem war viel Gebrauchtes von Flohmarkt und Entrümpelungen dabei, wie Arthur Köstler und Lorenz Vetter von SIGNA sowie Simon Urbschat vom Hamburger Schauspielhaus in einem Gespräch erzählen

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Für die Produktion „Das 13. Jahr“ hat das Immersionstheaterkollektiv SIGNA (siehe Kasten Seite 20) ein ganzes Dorf in eine leerstehende Hamburger Fabrikhalle gebaut: zehn ärmliche Hütten, in denen jeweils eine (Rumpf-)Familie lebt. Das Dorf ist von ewigem Nebel umhüllt, wirklich hell wird es nie, außerdem führt kein Weg hinaus in die Zivilisation. Zudem lauern in der Außenwelt Gefahren: Der Nebel etwa löst eine unheilbare Krankheit aus und nachts treibt eine Dämonenfigur namens „Habergeiß“ ihr Unwesen.

Das maximal 40-köpfige Publikum wird Teil dieser düsteren Dorfgemeinschaft, in der Rolle von Zwölfjährigen, die den einzelnen Bewohner:innen, also den Darsteller:innen, zugeteilt sind. Das Setting: Das Publikum hat einen Selbsterfahrungstrip bei der Firma „Lethe Simulationswelten“ gebucht, dessen Theaterhaftigkeit gar nicht verschleiert wird. In bestimmten Situationen tauchen immer wieder Lethe-Mitarbeiter:innen auf, unterbrechen die Simulation und initiieren seltsame Fragerunden zur Qualität des Erlebten. Was nichts daran ändert, dass man die Theatersituation trotzdem ständig vergisst, dafür ist die Immersion zu ausgeklügelt, dafür ist die Ausstattung zu detailgenau trostlos, dafür ...

Das Performance-Kollektiv SIGNA
Das dänisch-österreichisches Kollektiv besteht aus der Performance- und Installationskünstlerin Signa Köstler und dem Medien-Performancekünstler Arthur Köstler. Das Kollektiv inszeniert überwiegend in leerstehenden Gebäuden oder Brachflächen und hat den Begriff des Site-Specific-Theaters neu geprägt. Sie gelten als Vorreiter:innen des immersiven Theaters, da sie nicht nur einen Ort bespielen, sondern eine in sich geschlossene Welt kreieren, die das Publikum selbst erfahren und erforschen kann. Ihre Performances dauern zwischen 3 und 288 Stunden am Stück, die Zuschauer:innen können zum Teil wählen, wie lange sie in der Installation bleiben wollen. Mit „Die Erscheinungen der Martha Rubin“ (Schauspiel Köln) war SIGNA 2008 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Für das Deutsche Schauspielhaus entwickelte das Kollektiv die Performance-Installation „Schwarze Augen, Maria“ (Spielzeit 2013/14 in der ehemaligen Elise-Averdieck-Schule) und „Söhne & Söhne“ (Spielzeit 2015/16 in der ehemaligen staatlichen Gewerbeschule für Bauhandwerker). In der Spielzeit 2017/18 erarbeitete SIGNA die Performance-Installation „Das halbe Leid“ in einer ehemaligen Werkhalle in Hamburg-Barmbek. In der Spielzeit 2021/22 inszenierte das Kollektiv „Die Ruhe“ im Paketpostamt Altona und zählte damit zu den „zehn bemerkenswerten Inszenierungen“ des Berliner Theatertreffens 2022. ...

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BTR Ausgabe 2 2024
Rubrik: Produktionen, Seite 18
von Julia Röseler, Falk Schreiber

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