„Meine Sprache sind Zeichnungen und Modelle“

Das Bühnenbild bildet den Kern des gesamten Bühnengeschehens. Alle handwerklichen und künstlerischen Berufe des Theaters treffen hier aufeinander. Die einen, weil sie es bauen und auf der Bühne bewegen, die anderen, weil sie sich darin bewegen. Was fasziniert an dem Beruf, wie denkt und arbeitet die Person, die es entwirft? Dazu ein Gespräch mit Etienne Pluss, einem prominenten Vertreter seiner Profession.

Unser Treffen findet in der Wohnung von Etienne Pluss statt. Seit 1992 lebt der gebürtige Schweizer mit seiner Familie in einer Altbauwohnung in Berlin. Hier findet er Ruhe von seiner häufigen Reisetätigkeit. Mit seiner gleichermaßen präzisen und fantasievollen Arbeit ist der mehrfach ausgezeichnete Bühnenbildner in den deutschen und europäischen Häusern gern gesehen. Im Wohnzimmer hat er sich einen Arbeitsplatz eingerichtet, Modellbauten und Zeichnungen verweisen auf aktuelle Vorhaben.

BTR: Herr Pluss, Sie wurden 1971 in Genf geboren, schlossen Ihre Schulbildung mit einem Kunstabitur ab und eröffneten gleich eine Galerie. Wie führte dann der Weg zum Bühnenbild?

Etienne Pluss: Die Kunstgalerie eröffnete ich zusammen mit einer Freundin. Wir hatten einen kostenlosen Zugang zu einem Lokal im Stadtzentrum, es war ein Halbkeller. Sie war Fotografin und ich kurz vor dem Abitur, also waren wir beide nicht erfahren. Schnell lernten wir aber Künstler kennen und gewannen neue Freunde. Es gab in dieser Galerie einen großen, sehr langen Raum, mit dem sie installativ arbeiten durften. So spannte einer überall Fäden, ein anderer ließ drei Tonnen Sand hineinfliegen – etwas mühsam, alles wieder ...

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BTR Sonderband 2020
Rubrik: Thema: Berufsbilder und Porträts, Seite 12
von Karin Winkelsesser

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