Kunst am Baum
Wie habt ihr denn den Baum hier reingekriegt?“, wurde Bühnenmeister Stefan Papastefanou-Schmidt schon von dem einen und der anderen gefragt. In der Tat: In Saal B der Berliner Schaubühne, der sich wie üblich ganz in Schwarz hüllt, steht auf der Bühne ein fast raumfüllender Baum, der absolut echt aussieht. Seine dicht belaubten Zweige reichen sogar über die wie in einer Arena zu drei Seiten angeordneten Zuschauertribünen – ein ungewöhnliches Setting für den Klassiker „Die Möwe“, das Regisseur Thomas Ostermeier zusammen mit Bühnenbildner Jan Pappelbaum erdacht hat.
Anton Tschechows Klassiker wird hier in einer vom Ensemble bearbeiteten Fassung dargeboten unter Verwendung der Übersetzung von Ulrike Zemme. So spielt das 1896 uraufgeführte Stück in der heutigen Zeit irgendwo an einem See. Trotzdem hat sich das Ensemble eng an die Vorlage gehalten: Auf einem Landgut will der ehrgeizige junge Schriftsteller Kostja (Laurenz Laufenberg) die dort Versammelten – u. a. seine Mutter Arkadina (Stephanie Eidt) und ihren Lebensgefährten Trigorin (Joachim Meyerhoff), ein erfolgreicher Schriftsteller – mit einem selbst verfassten Theaterstück von seinem Talent überzeugen. In diesem treten seine große Liebe, die junge Nina (Vimbai Strähler), und er selbst auf. Doch schon nach kurzer Zeit bricht er die Aufführung ab, weil seine Mutter Arkadina, selbst eine Star-Schauspielerin, das Stück mit ihren Zwischenbemerkungen stört. Er verlässt wütend die Bühne. Tage vergehen und Nina fühlt sich immer mehr zu Trigorin hingezogen, zu seinem Erfolg, der Kostja bisher versagt war. Als Arkadina und Trigorin in die Stadt abreisen, schließt sich Nina Trigorin an, um fortan als Schauspielerin an seiner Seite zu sein. Jahre später: Kostja ist inzwischen ein erfolgreicher, aber einsamer Schriftsteller. Unerwartet taucht Nina, von Trigorin verlassen, wieder auf. Sie ist am Versuch, ihre Träume als Schauspielerin zu verwirklichen, gescheitert. Dennoch will sie nicht zu Kostja zurückkehren – er erschießt sich. Während der rund 165-minütigen Aufführung (Premiere war am 7. März 2023) fungiert der riesige Baum als heimlicher Hauptdarsteller. Unter seinem Laubdach spielt sich das ganze Stück ab, auf seinem unteren Ast liegen, stehen und sitzen immer wieder die Schauspieler:innen, sein Stamm dient auch mal als Sichtschutz zum Umkleiden. Vogelgezwitscher, Blätterrauschen und Regen tun ihr Übriges, um dem Ganzen einen täuschend echten Eindruck zu verleihen. Wie kam es dazu?
Idee, Modell und CAD
Zunächst war da die Idee von Thomas Ostermeier zum Grundraum: ähnlich einem Dorfmarktplatz, wo man sich versammelt und gemeinsam unter einem großen Baum sitzt – eine kreisrunde Tribüne wäre ideal. So wurde es an Jan Pappelbaum weitergegeben, außerdem mit dem Wunsch, dass der Baum bespielbar sein muss. „Ja, und dann gab es ein wildes Modell – Jan hat sich am Ku’damm einfach ein paar kleine Zweige abgeschnitten und die zusammengeklebt“, berichtet Werkstattleiter Philipp Bösch. Die große Herausforderung habe nun daraus bestanden, diese zusammengeklebten Zweige irgendwie dreidimensional in ein CAD-Modell zu überführen, damit es überhaupt eine Grundlage für die Konstruktion und auch die Anordnung der Äste im Raum gab. Das Astwerk sollte in seinen Astverläufen möglichst echt wirken und gleichzeitig die Funktion des Spielens an den jeweiligen Positionen erlauben. Es gab am Anfang auch noch die Anforderung, dass eine Schaukel an einen Ast angehangen werden soll. „Das hatten wir auch vorgesehen, wurde letztlich aber nicht umgesetzt von der Kunst“, so Bösch. Für das Überführen in ein CAD-Programm wurden verschiedene Versuche unternommen. Die erste Idee war, ein größeres Modell anzufertigen und dieses dann mit einem 3D-Scanner zu scannen und zu importieren. Aber auch da sei es schwierig gewesen, wie bei Pappelbaums Originalmodell eine Form zu finden. Es gab schon mal verschiedene Bilder von Details, gerade was die Baumrinde angeht oder einen Ast-Verlauf, also Vorlagen, aber letztlich ging es um ein möglichst natürliches Gesamtbild. „Irgendwann sind wir zu dem Punkt gekommen, dass wir Fotos von dem Modell in drei Ansichten – Vorderansicht, Draufsicht. Seitenansicht – machten, sie in AutoCAD luden und skalierten“, so Bösch. „Dann haben wir anhand der Ast-Verläufe ein Modell aus Punkten erzeugt und die Punkte mit Polylinien verbunden. Dieses Modell aus Polylinien und Konstruktionspunkten konnten wir nun so anpassen, dass es dem Bühnenbildmodell sehr ähnelt und auch im Raum unterzubringen ist.“ Abschließend wurden Kreisquerschnitte mit unterschiedlichen Durchmessern entlang der Splines extrudiert.
Die Konstruktion
Bei der Konstruktion des 7,90 Meter hohen Baums war zunächst nur klar, dass er ein Innengestell aus Stahlprofilen benötigt und irgendeine Form von Kaschur bekommt. Dabei ist der Baum von der Konstruktion her zweigeteilt: einmal der Stamm mit neun Astansätzen, der im Bühnenboden fest verankert ist, und zum anderen die Fortsetzung dieser Astansätze sowie weitere Äste, die in einem Traversen-Rigg hängen. Die Äste sind mit Tüllen bestückt, die zur Aufnahme der insgesamt 300 Zweige dienen. Das Laubdach hat eine Breite von 20 m und eine Tiefe von 15 m. Hier wünschte sich die Plastikabteilung Rundrohr für die kleineren Äste, um die Außenhülle mit Rohrisolierung kaschieren zu können. Beim für die Statik relevanten Stamm-Teil arbeitete man mit dem Partnerunternehmen MWB (BTR 2/2023 und BTR-Sonderband 2019) zusammen. Das übernahm die Konstruktion des Stamms und der Astansätze. Die Lastannahmen legte die Technische Leitung der Schaubühne im Vorfeld fest. Das waren bei dem dicksten Ast zwei Personen, bei den anderen jeweils einer. Da diese Astansätze statisch entsprechend ausgelegt sein müssen, ist die Bauart massiver als bei den dünneren Ästen des Laubdachs. Katja Kentenich, Leitung Schlosserei, berichtet von der Herausforderung, das Modell ins CAD-Programm zu übertragen: „Wie zeichnen wir das, wenn alle Objekte im Raum kreuz und quer verlaufen, aber auch dort bleiben müssen?
Das sind mehrere Hundert Gehrungsschnitte, alle unterschiedlich: Kein Bauteil gleicht dem anderen. Wie kriegen wir das gezeichnet, dass die Schlosser es herstellen können, dass es nachher auch so im Saal steht, wie wir es geplant haben, und nicht, dass die Baumkrone in die Rasterdecke steigt oder in den Nachbarsaal gelangt? Das hat eine Weile gedauert, bis wir da eine richtige Lösung gefunden haben – zwei, drei Wochen waren wir da schon dran.“ Letztlich waren knapp 300 Rundrohre aus Baustahl mit 600 unterschiedlichen Gehrungsschnitten zu versehen. Das übernahm aus zeitlichen Gründen die Firma Taylor Steel, die über einen Rohrlaser verfügt: Die 3D-Bauteile wurden in Rohrabschnitten in eine Maschine geladen, die den Schnitt erledigte sowie auch gleich die Markierung zur Positionierung und eine Gravur für die spätere Zuordnung vornahm. Die Markierung ist wichtig, um bei Rundrohren die Orientierung zu behalten und nicht bei der Montage in die falsche Richtung abzubiegen. Als (Schweiß-)Verbindung zwischen den Rohren dienten Metallplatten, die aber auch die Orientierung festlegen: Die oben im Rohr befindliche Markierung befindet sich auch auf der Platte, sodass gleich die richtige Position klar ist. Der Stamm ist aus Quadrat- und Rechteckrohren konstruiert, bei den Verbindungsstellen kommen ebenfalls diese Platten zum Einsatz. „Hier konnten wir selber schneiden“, so Kentenich, „weil es Quadratrohre sind. Bei denen gibt es immer nur einen Gehrungsschnitt, jeweils in nur einer Achse. Wir haben hierfür eine Zuschnittliste von MWB bekommen, wo der Schnitt erfolgen soll.“ In der Schlosserei wurden die Rohre dann Ast für Ast zusammengesetzt. „Wir wussten zunächst ja gar nicht, ob das funktioniert. Am Anfang haben wir das mit einem Ast ausprobiert, aber wir hatten einen sehr straffen Produktionsplan: für Planung und Fertigung insgesamt 13 Wochen. Und weil es so viel plastische Arbeit gab, musste das zum großen Teil parallel passieren. Es war schon aufregend, als wir den ersten Ast hier in Einzelteilen geliefert bekommen und zusammengesetzt haben und dann feststellten: Es klappt!“, erinnert sich Bösch.
Kaschieren und Malen
Zwei Wochen nachdem Pappelbaum sein Modell mit den zusammengeklebten Zweigen vorgestellt hatte, kam am 24. Oktober 2022 die Bauprobe, bei der Tarnnetze das Laubdach simulierten und für ein erstes Raumgefühl sorgten. Gut drei Wochen später war die Werkstatt-Abgabe, eine Woche vorher begann schon die Fertigung des Blattwerks. „Bis zur Bauprobe hatten wir noch nicht die Lösung“, berichtet Bösch. „Es war am Anfang schon sehr intensiv, aber wir hatten ein Grundvertrauen, dass wir da einen Weg finden. Klar, der Zeitplan war angespannt. Wir wussten aber, dass die Fertigung lang dauern wird, und haben deshalb so früh mit der Herstellung der 300 Zweige begonnen.“ Warum fiel die Wahl auf eine Platane? „Sie ist groß und hat eine breite Krone, die sich für das Raumfüllende eignet“, erläutert Bösch. „Was wir auch ganz gut fanden: Die Platane hat ein großes Blatt. Das heißt, man braucht nicht so viele Blätter, um den Saal zu füllen.“ Trotzdem waren immerhin noch 34.000 Blätter vonnöten, sodass man sich für ein Readymade entschied – ein vorgefertigtes Teil, das schwer entflammbar sein musste, was die Auswahl wiederum ein bisschen einschränkte. Schließlich fand sich bei einem Kunstpflanzen-Lieferant das Ahornblatt, was der Platane sehr ähnelt und nur farblich ein wenig angepasst werden musste. Geliefert wurden Zweige à ca. 16 Blätter, die das Schaubühnen-Team in Einzelzweige zerschnitt. Aus Rundstählen und Schweißdrähten wurden dann Zweige gefertigt, an die die Kunstblätter mit ihren feinen Drähten angebunden oder angeklebt wurden. „Das Grundprinzip ist, dass wir Hauptäste haben, in die kleine Äste reingesteckt werden. Das heißt, wir wussten, wir müssen 300 von diesen Zweigen herstellen – das wird lange dauern“, erklärt Bösch. Für dieses Stecksystem verfügen die Hauptäste über Tüllen, die auch mitkaschiert sind, wo die Zweige reingesteckt und von oben verschraubt werden, sodass die Verbindung nicht sichtbar ist. Wenn man es nicht besser wüsste, würde man die Baumrinde für echt halten – selbst aus größter Nähe. Sie besteht aus Rohrisolierung für Heizungsrohre, auf die zur Festigung Nessel kaschiert wurde, anschließend wurden Gewebefüller aufgebracht. Da sich die Äste verjüngen, musste die Rohrisolierung entsprechend geschnitzt werden. Abschnitte davon sowie schwer entflammbares B1-Papier kamen für die gröberen Rindenblätter zum Einsatz. Auch wurden Reste dieser Flocken einzeln immer mal wieder mit eingearbeitet, damit sich eine gröbere Struktur ergibt. Apropos schwer entflammbar: Die Technische Leitung der Schaubühne hat von Anfang an die Bauaufsicht mit ins Boot geholt. Sobald klar war, dass es ein Baum wird, welche Zweige genommen oder welche Materialien verwendet werden, stellten die Werkstätten gleich Muster her und stimmten sie mit der Bauaufsicht ab. Der Stamm besteht aus dem Stahlkern, „und dann kommen Styropor und kaschierter Nessel. Bei den Kaschiermassen handelt es sich teilweise um Gewebeplastik, aber auch unterschiedlichste Mischungen – je nach Bedarf“, erklärt Dirk Seesemann, Leitung Malsaal. Beispielsweise benötigen die Oberflächen der begehbaren Äste eine höhere Festigkeit. Wie schon bei den Blättern bedeutet das bei den zahlreichen Ästen und Zweigen einiges an Arbeit. „Wir holten uns sukzessive Aushilfen dazu – mit unserer Personaldecke wäre das überhaupt nicht möglich gewesen. Wir hatten Glück, dass wir teilweise hervorragende Plastikerinnen gefunden haben, die uns bei den komplexen Anforderungen mehr als unterstützt haben“, so Seesemann. Da sich nicht alles in dem kleinen Malsaal der Schaubühne produzieren ließ, wurde auch in einer zweiten Werkstatt in Berlin-Moabit gearbeitet, es gab also zwei Teams. Was eine weitere Herausforderung für Seesemann bedeutete: „Meine Aufgabe war es auch, hin- und herzupendeln und zu schauen, dass sich Äste und Zweige sowohl optisch als auch technisch zusammenfügen. Das Wichtigste war, eine gemeinsame Handschrift zu entwickeln, was die Form der Äste und Zweige sowie die Rindenstruktur betrifft. Die Farbigkeit war, nach Versuchen im Licht, eher unproblematisch. Wir haben die Töne gemischt und dann aufgeteilt. Teilweise konnten wir das auch noch hier in der Werkstatt, als alles montiert war, zusammenlasieren bzw. auch noch bei der TE.“
Montage, Transport und Aufbewahrung
Der Bühnenboden besteht komplett aus Einzelpodien mit einer Grundfläche von drei mal sieben Metern und einer entsprechenden Stahlkonstruktion darunter. Zur Befestigung des Baums hat das Team die Stammkonstruktion im Bühnenboden verankert und hierfür die Basis vom Stamm mit den Trägern der Podienkonstruktion verschraubt. Das Podium wurde um die Bauhöhe der Basis abgefahren und die übrige Podienfläche ausgebaut. Was auffällt, ist die leichte Vorneigung des Baums, „aber der steht!“, beruhigt Bösch. „Der Schwerpunkt ist innerhalb der Basis, der kann nicht umkippen. Zusätzlich hängen die Enden der Astansätze in Seilen. Durch die ursprünglich vorgesehene Schaukel an dem einen Aststumpf hätte es eine horizontale Lasteinwirkung gegeben, und das mussten wir berücksichtigen.“ Aufgrund der zweigeteilten Konstruktion hängt der vordere Teil des Baums, die langen Äste und das meiste Laub, an 37 Seilen in einem Rigg aus Aluminiumträgern. Bei der Montage stehen die Tribünen noch nicht. Die oberen, nicht begehbaren Äste werden in Arbeitshöhe händisch in die Seile gehangen. Anschließend werden die Zweige eingesetzt und verschraubt. Die großen Astansätze werden einzeln mit Zügen angehoben und angesteckt. 300 kleine Äste gibt es, alle haben Markierungen und Zahlen, also eine feste Zuordnung. Hier Ordnung und den Überblick zu behalten, ist für den Aufbau essenziell. Für die Bühnentechnik sei hier die große Herausforderung die Logistik, „zu welchem Zeitpunkt brauche ich welches Bauteil? Wann und in welcher Reihenfolge baue ich es ein, damit auch jeder Ast sein richtiges Plätzchen wiederfindet?“, so Papastefanou-Schmidt. „Das Schwierige dabei ist, den richtigen Kipppunkt zu haben, damit sich beim Einführen oder Rausnehmen der Äste nicht die Aufnahmen verbiegen. Wenn ich da die falsche Last habe, dann verbiegt sich das innerhalb von drei Sekunden.“ Die Äste im vorderen Teil werden dann mit den großen Ästen „verheiratet“, wobei man aufpassen muss, dass sich nichts irgendwo verhakt. Insgesamt ist die Technik anderthalb Tage mit dem Aufbau des Baums beschäftigt. Die Überlegung, wie man das Ganze lagern und transportieren kann, war eine der Hauptaufgaben. Jetzt werden die Hauptäste in Grundwagen mit Kragarmen einzeln und mit einem breiten Gurtband eingehangen, sodass die Kaschur geschützt ist. Für die ganz großen und schweren Äste, die an dem Stamm andocken, gibt es spezielle Transportwagen. Für die 300 belaubten Zweige, wo auch jeder seinen eigenen Platz hat und beschriftet ist, wurde so eine Art Garderoben-Wagen hergestellt, in dem sie entsprechend nach Nummern sortiert eingehängt sind. Grundsätzlich ist der Baum so konzipiert, dass alles in die Außenlager gehen kann, wenn „Die Möwe“ eine längere Zeit nicht spielt. „Eigentlich ist es eine riesige Masse, die wir hier wegfahren müssten. Dank der Podien können wir den kompletten Stamm aber auf die Unterbühne fahren, um auch Transportkosten und Platz zu sparen“, erklärt Papastefanou-Schmidt. Auch andere Teile vom Baum bleiben im Haus – allein von den Astwagen mit den kleinen Zweigen gibt es sechs. Nach der Anlieferung aus einem Außenlager würden sie den Saal völlig blockieren, sodass man sich nicht mehr bewegen kann. Doch gerade bei dieser „Was kommt wann“-Montage ist es sehr wichtig, dass nicht alles vollgestellt ist.
Außergewöhnliche Teamleistung
Rückblickend auf das Projekt schwärmt Philipp Bösch: „Es war toll! Und herausfordernd. Aber es war auch das erste Mal, wo man nicht ganz sicher war, wie man das umsetzt. Sonst hat man immer sofort eine Lösung und es wiederholen sich auch gewisse Bauweisen und Dinge – aber das war wirklich außergewöhnlich, einmalig. Einen kleinen Baum hat man immer mal gehabt, aber in dieser Größe, in dieser Menge an Teilen mit der Zuordnung, mit dem Übertrag vom Modell ins CAD-System oder den vielen Fragestellungen war neu. Auch dass man kein Gefühl dafür hatte, wie lange brauchen wir eigentlich, um das herzustellen und mit wie viel Personen machen wir das? Gerade für den Malsaal und die Theaterplastik war es unfassbar viel Arbeit. Wir haben hier eine festangestellte Theaterplastikerin, die 20 Stunden die Woche arbeitet. Uns war sofort klar, dass das nicht reicht. Und das war der nächste Punkt, dass wir da auch externe Fachkräfte reinholen müssen. Kriegen wir die? Wie viel brauchen wir da?“ In der Spitze waren es letztlich neun Plastikerinnen, die zwischen 30 und 40 Stunden die Woche gearbeitet haben. Einmalig sei auch die Unterstützung durch alle Gewerke gewesen, wie Dirk Seesemann hervorhebt: „Es war eine großartige Teamleistung. Hier haben alle Abteilungen mitgeholfen. Es war eine Wahnsinnsarbeit, diese Äste herzustellen, diese Blätter zu kleben. Noch dazu kam ja, dass diese Blätter nur aufgesteckt sind auf diesen feinen Draht. Als wir noch zu Anfang feststellten, dass wir bei Transport und Einrichtung diese Blätter verlieren, weil sie sich relativ leicht lösen, wurde noch einmal jedes einzelne der 34.000 Blätter mit einer Heißklebepistole festgeklebt – während parallel viele noch mit Drähtebiegen beschäftigt waren.“ Letztlich haben alle freien verfügbaren Mitarbeitenden mitgemacht – aus Tischlerei, Dekowerkstatt, Kostümwerkstatt, Schneiderei, Schlosserei … Immer wieder boten sich Leute auch aus dem Haus an, zudem eine Vielzahl an Schülerpraktikanten. Jeder, der Zeit hatte, machte mit – es hat sich gelohnt!
„Die Möwe“
Regie: Thomas Ostermeier
Bühne: Jan Pappelbaum, Thomas Ostermeier
Mitarbeit Bühne: Ulla Willis
Kostüme: Nehle Balkhausen
Musik: Nils Ostendorf
Dramaturgie: Maja Zade
Licht: Erich Schneider

BTR 6 2023
Rubrik: Produktionen, Seite 24
von Julia Röseler
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