Hufeisen, Fächer und gefundene Räume

Theaterarchitektur ist immer ein Produkt ihrer Zeit. Das 20. Jahrhundert hat eine Explosion von Theaterformen hervorgebracht, die es nie zuvor gegeben hatte. Neue Gebäudetypen entstehen durch die Anforderungen der Künstler, daran erinnert der Autor, selbst Theaterplaner. Für die BTR stellt er die wichtigsten Strömungen des vergangenen Jahrhunderts vor. Traditionen hinterfragen, um sie für die Zukunft nutzbar zu machen, ist sein Anliegen.

Alle Elemente von Gebäuden, die für Veranstaltungen geplant und gebaut wurden, sind das Ergebnis des Zusammenflusses von sozialen, ökonomischen, künstlerischen und ästhetischen Kräften, die in der Zeit ihrer Planung und des Baus jeweils wirksam waren. Das macht sie zu den interessantesten Gebäuden, die man anschauen oder an denen man arbeiten kann. Viele Bücher sind über die Semiotik von Architektur geschrieben worden.

Demnach können die übergreifende räumliche Konzeption und der ästhetische Ausdruck eines Architektur-Projekts wie ein Text gelesen werden, der die besondere soziale Ordnung und das Wertesystem der Kultur beschreibt, in der es jeweils geschaffen wurde. Dies trifft natürlich auch auf die Theaterarchitektur zu. Man denke nur an die Bedeutung der Form des griechischen Amphitheaters, das gleichzeitig mit der Demokratie entstand, und die soziale Hierarchie, die in Shakespeares Globe Theatre oder in jedem italienischen Opernhaus festgeschrieben wird. Theater hält uns sowohl auf der Bühne als auch im Leben einen Spiegel vor.

Theaterarchitektur im 20. Jahrhundert, mit der sich die Bühnentechnische Rundschau in einer Serie von Artikeln beschäftigt, war wohl zahlreicheren und ...

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BTR Sonderband 2017
Rubrik: Thema: Bilanzen und Ausblicke, Seite 74
von Joshua Dachs

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