Historische Spielorte in Schloss und Park

Schloss Rheinsberg, ca. 90 km nördlich von Berlin entfernt, beherbergt heute die Kammeroper, ein internationales Festival und eine Musikakademie. Auch im Park, auf dem Grienericksee und im Heckentheater gibt es sommerliche Veranstaltungen. Ein chronologischer Blick in die Geschichte erlaubt Rückschlüsse auf die heutige Bedeutung dieses Kulturortes

Seit 1990 gibt es im Sommer in Rheinsberg die „Kammeroper Schloss Rheinsberg – Internationales Festival junger Opernsänger“, ein kleines in seiner Bedeutung sehr unterschätztes Festival. Nicht vergleichbar mit den publikumsträchtigen Sommerspielen wie u. a. in Bregenz, Oberammergau, Herrenhausen, Bad Hersfeld, Wunsiedel, aber in seiner operngeschichtlichen Bedeutung umso gewichtiger. Rheinsberg mit seinem Schloss, seinem Park und seinem Theater findet in der Operngeschichte nicht die ihm gebührende Beachtung.

Die Geschichte beginnt mit dem preußischen Kronprinzen Friedrich, der hier von 1736 bis 1740 in sogenannter Verbannung lebte. Diese Zeit wird Friedrich später als die glücklichste seines Lebens bezeichnen. Denn hier konnte er u. a. mit Komponisten wie Carl Heinrich und August Friedrich Graun, Carl Philipp Emanuel Bach und Christoph Schaffrath musizieren, und er philosophierte und befreundete sich mit Voltaire. Mit Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff arbeitete er an der Idee für ein Opernhaus in Berlin, der späteren Königlichen Hofoper Berlin, heute Staatsoper Unter den Linden. Die entwickelten Ideen und Anregungen für ein Opernhaus veranlassten seine Schwestern, Markgräfin ...

Historische Garten- und Heckentheater

Das Heckentheater symbolisiert den absolutistischen Anspruch der Herrscher und war ein Teil höfischer Feste, Bälle und Feuerwerke. Es zeigt, dass der Mensch sich von den Gesetzen der Natur lösen und sie nach seinem Willen formen kann. Pflanzen, Wasser und Erde werden zu Baumaterial wie Stein und Mörtel. Die Entwicklung der Hecken- und Naturtheater führt über Goethe bis zu den heutigen Freiluftfestspielen. Erster Typ: Theater, die zu einem einmaligen Gebrauch nach den Vorbildern der Saaltheater aufgebaut und nach Nutzung wieder abgebaut wurden. Zweiter Typ: Theater aus lebendigen Laubwerk nach dem Kulissenschema der barocken Bühne angepflanzt, mit einem amphitheatralisch aufgeschütteten Zuschauerbereich. Dritter Typ: Steinerne Aufbauten im Garten, die meist irgendeiner Vorstellung vom antiken Theater nachgebaut sind und zu gelegentlichen Aufführungen benutzt werden.

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BTR 1 2023
Rubrik: Produktionen, Seite 20
von Klaus Wichmann

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