Die Quadratur des Kreises

Ein Opernhaus muss akustische Qualität bieten, einmal für sein Publikum, aber auch für das Orchester – ein Fakt, der lange eine untergeordnete Rolle spielte. Die Oper Chemnitz hat ihren Orchestergraben inzwischen auch für die Ansprüche der Robert-Schumann-Philharmonie umbauen lassen. Entscheidend dabei war die neue, strukturierte Verkleidung der Grabenwände. Raj Ullrich, Technischer Direktor, und Hans-Jörg Ederer, Akustikplaner, gehen auf Details und Fakten ein

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Wie in vielen Theatern, so gibt es die Diskussion um die akustischen Verhältnisse im Orchestergraben auch bei uns an der Oper Chemnitz seit vielen Jahren – ein Dauerbrenner, der nie mit konkreten bzw. verwertbaren Aussagen hinterlegt werden konnte. Dennoch blieb ein vielschichtiger Wunschkatalog, der als „Hoffnung einer umfassenden Verbesserung“ wohl am besten zu beschreiben ist. Themen wie Lärmschutz, gegenseitiges Hören, ausgewogenes Klangempfinden, aber im Rückschluss auch der Klang im Zuschauerraum spielen dabei eine große Rolle.

Kompliziert wird es, wenn die Messungen im Orchestergraben ein gar nicht so schlechtes Ergebnis aufweisen, die komplexe Erwartungshaltung einer Philharmonie mit über 120 Musiker:innen trotzdem kaum zu erfüllen ist, salopp gesagt: es gibt eben 120 Menschen mit 130 Meinungen. Nein, das ist natürlich nicht ernst gemeint. Denn akustisches Empfinden ist nicht nur bei Zuschauer:innen subjektiv und abhängig vom Standort, sondern auch im Orchestergraben – mit wechselnden Sitzordnungen und Besetzungsgrößen im Orchester – sowie den daraus resultierenden differierenden Wahrnehmungen und entstandenen Problemzonen.

Frisch ans Werk
Klar war uns also gleich am ...

Bauliche und akustische „Zugabe“ – weitere Maßnahme zur Akustik

Fast zeitgleich war 2020/2021 auch erforderlich, einen neuen Chorprobenraum für die Oper Chemnitz einzurichten, damit während der Pandemie entsprechend gut und mit Abstand geprobt werden konnte. Im Bereich der neu gebauten Kostümabteilung (im Spinnbau, eröffnet März 2022, siehe BTR-Sonderband 2022) wurde kurzfristig ein großer Raum umfunktioniert. Mit einem Holzfußboden, Wandabsorbern und eingebrachten Deckensegeln wurde er aber noch immer nicht zu einem Proberaum mit adäquaten akustischen Bedingungen. Erst nachdem ca. die Hälfte der restlichen Wandflächen mit einer Baumwollbeflockung beschichtet wurde, gab es ein brauchbares Resultat. Das Akustik Bureau Dresden attestierte dem Chorprobenraum im Ergebnis der Nachmessungen: „… es ist nicht nur nicht schlecht geworden, sondern im Gegenteil: wirklich sehr gut! Der Vergleich mit dem angestrebten Toleranzbereich zeigt, dass der frequenzabhängige Verlauf der Nachhallzeit nun weitgehend ideal ist.“

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BTR 1 2023
Rubrik: Bau und Betrieb, Seite 50
von Raj Ullrich und Hans-Jörg Ederer

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