Architekt der Musik

Mit „Mark Fisher: Gezeichnete Show“ widmet das Berliner Museum für Architekturzeichnung bis zum 16. Januar 2022 dem Entertainment-Architekten eine Ausstellung. Dieser verwandelte mit seinen Bühnenbildern Rock- und Popkonzerte, Eröffnungen von Expo und Olympischen Spielen sowie Unterhaltungs-Spektakel in „Theater der Sinne“.

In den späten 70er-Jahren waren Popmusik-Fans noch gewöhnt, ihre Lieblingsbands auf leeren Bühnen spielen zu sehen – mit ein paar tristen Blinklichtern und Trockennebel im Hintergrund. Der britische Architekt Mark Fisher (20. April 1947 – 25. Juni 2013) änderte das radikal und für immer. Das Multitalent Fisher hatte an der Architectural Association in London Architektur studiert. Die Archigram-Gruppe, deren avantgardistischen, comichaften Utopien für pneumatische und bewegliche Städte damals den Zeitgeist trafen, faszinierten

Fisher. Nicht der Häuserbau.

Medieneuphorie, Technikbegeisterung und Raum-Enthusiasmus sprechen aus allen Details. Die poppigen Ideen blieben meist auf dem Papier, aber mit Fisher gingen Elemente der 70er-Jahre-Pop-Architekturen auf Tournee über den ganzen Globus. Artdirector Fisher, bald als „Architekt der Musik“ bezeichnet, wurde mit seinem Büro Stufish Entertainment Architects in London zum Multimillionär. Die Pink-Floyd-Show „The Wall“ wurde 23-mal in den USA und Großbritannien aufgeführt und 8-mal in Deutschland. Von Fisher stammen auch die Bühnenbilder für den Cirque du Soleil in Las Vegas. „Wörter sind das eine, wenn man Dinge aus dem eigenen Kopf und ...

Katalog zur Ausstellung „Mark Fisher: Gezeichnete Show“

Mark Fisher schuf innovative Shows, mit denen berühmte Sänger und Bands wie Elton John, The Rolling Stones, Pink Floyd, Jean-Michel Jarre und U2 auf Tour gingen. Der Katalog verfolgt Fishers Karriere anhand seiner außergewöhnlichen Zeichnungen und Skizzenbücher, von seinen frühen pneumatischen Strukturen bis hin zu seinen ikonischen Entwürfen für Unterhaltungsveranstaltungen. Ein ausführliches Kapitel ist der Entstehung und Bedeutung von „The Wall – Live in Berlin“ gewidmet.
von Nadejda Bartels und Neil Bingham (Hrsg.); 164 Seiten; Hardcover; Deutsch/Englisch; S. Tchoban Foundation – Museum für Architekturzeichnung, Berlin 2021; ISBN 978-3-944899-17-6; 25 Euro

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BTR Ausgabe 6 2021
Rubrik: Ausstellungen, Seite 69
von Ulf Meyer

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